Die Welt geht unter - was sollen wir noch bewirken können?

Freitag 17. März 2017

Als ich an der Nachhaltigkeitswoche Zürich (NHW) die Filmvorführung von „Racing Extinction“ besuchte, packte mich während des Films immer wieder dieses Gefühl der absoluten Machtlosigkeit gegenüber Problemen wie dem Artenschwund oder dem Klimawandel, die unsere Generation(en) beschäftigen. Was sollen wir als junge Studierende dagegen schon ausrichten können?

Die fünfte NHW fand vom 6. bis 11. März 2017 an den fünf Zürcher Hochschulen (Eidgenössisch Technische Hochschule Zürich, Universität Zürich, Pädagogische Hochschule Zürich, Zürcher Hochschule der Künste und Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften) statt. Sie ist schweizweit die grösste von Studierenden organisierte Eventserie im Bereich Nachhaltigkeit und konnte über die letzten Jahre ein stetig wachsendes Publikum verzeichnen. Dieses Jahr setzten sich über 80 Studierende ein, um rund 40 lockende Veranstaltungen anzubieten - einmal mehr ein voller Erfolg.

Wie(so) entstand die NHW?
“Die Idee der Nachhaltigkeitswoche entstand 2013 aus dem Bedürfnis von Studierenden, das Thema an der Hochschule in das ihm gebührende Licht der Aufmerksamkeit zu rücken“, sagt Annuscha Wassmann, die vor fünf Jahren die Gründungskoordination der ersten NHW übernommen hat. „Die Nachhaltigkeitswoche ist ein Beweis dafür, dass Studierende nicht nur fordern, sondern auch bereit sind, selber aktiv zu werden und für ihre Hochschule Konkretes auf die Beine zu stellen“. Die NHW bietet den Interessierten nicht nur die Möglichkeit, spannende Veranstaltungen zu besuchen, sie gibt auch Hoffnung! Sie beweist, dass diese Themen vielen Leuten am Herzen liegt und zeigt in diversen Veranstaltungen konkrete Möglichkeiten auf, wie jede und jeder in seinem kleinen, doch bedeutenden Handlungsspielraum positive Veränderungen anstossen kann.

Welche Ziele verfolgt die NHW?
Die primären Ziele der NHW sind, das Bewusstsein für nachhaltige Themen zu stärken und zum Handeln anzuregen. Des Weiteren wird die Zusammenarbeit der studentischen Nachhaltigkeitsvereine an den fünf Hochschulen kontinuierlich gefördert. Die NHW will jedoch nicht nur ein interdisziplinäres Team schaffen, sondern auch das visionäre und zukunftsträchtige Denken fördern. Dies ganz nach dem Prinzip „Think global, act local“.

Was wurde in den letzten fünf Jahren erreicht?
Die NHW, dessen Organisationsteam jeden Herbst aus bisherigen und neuen Studierenden zusammenkommt, kann auf eine bemerkenswerte Entwicklung zurückblicken. Über die letzten Jahre konnten schon viele Veränderungen angestossen werden: An der Universität Zürich wurde eine Delegiertenstelle für Nachhaltigkeit eingerichtet. Um die Nachhaltigkeit an den Zürcher Hochschulen zu fördern wurden hochschulpolitische Forderungen im Bereich der Nachhaltigkeit in einem konstruktiven Dialog mit den Hochschulen erarbeitet. Zusätzlich wurde die Präsenz an den Zürcher Hochschulen massiv erhöht und die Vernetzung von Studierenden und Hochschulverbänden verstärkt. Auch mit drei Mensabetrieben (SV, ZFV und Compass) konnte eine gute Zusammenarbeit aufgebaut werden. Dieses Jahr wurden in 14 Mensen Nachhaltigkeitsmenüs angeboten, die im Rahmen einer Informationskampagne den CO2-Ausstoss der Menüs präsentierten. Zu den grössten Errungenschaften der NHW zählt neben stetig wachsendem Publikum auch die Auszeichnung mit dem Student Leadership Award 2016 durch das International Sustainable Campus Network.

Auch Annuscha Wassmann gefällt, wohin sich die Eventserie entwickelt hat. „Das bunte, kreative Programm zeigt Jahr für Jahr, wie hochmotivierte Studierende das Projekt mit Elan und Herzblut angehen und wie wichtig ihnen Nachhaltigkeit ist.“ Durch die Kollaboration zwischen Studierenden der fünf Zürcher Hochschulen sowie in der Zusammenarbeit mit diversen Organisationen und Institutionen sei die NHW ein Vorbild, Synergien zu schaffen und diese produktiv zu nutzen. „Nachhaltigkeit soll und muss vielseitig angegangen werden, die Zusammenarbeit ist essentiell.“ So hat die Eventserie mittlerweile eine breite Unterstützung von Personen und Organisationen aus diversen Bereichen gewinnen können. Darunter sind Prof. Dr. Reto Knutti (Welt-Klimarat, Professor ETH Zürich), Dr. Christine Bratrich (Gesch.ftsführerin ETH Sustainability), Prof. Dr. Lorenz M. Hilty (Delegierter Nachhaltigkeit UZH), Anita Schneider (Umweltkommission PHZH), Stefan Baumann (Fachbereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung PHZH), Juan Cuenca (Hochschulentwicklung PHZH), Sandra Brühwiler (Verwaltungsdirektion PHZH), Nadja Keller (Verwaltungsdirektion ZHdK), das International Sustainable Campus Network (ISCN), die Organisation Global-Changemakers, der Schweizer Verband studentischer Organisationen für Nachhaltigkeit (VSN) und der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS).

Auch nach der diesjährigen NHW können wir ein sehr erfreuliches Fazit ziehen. Mit einer groben Schätzung von 5000 Besuchenden sowie 5000 Ausstellungsbesuchenden konnte die Veranstaltungsserie weiter wachsen. Das zeigt, dass das Bewusstsein und das Interesse für nachhaltige Themen an den Hochschulen existiert und noch weiter Potential hat. Uns freut es extrem, dass wir auf ein sehr breites Programm zurückblicken können, das mit viel Engagement und Herzblut entstanden ist. Darunter waren anregende Podiumsdiskussionen, sehenswerte Ausstellungen, interaktive Workshops, spannende Exkursionen, packende Vorträge und Vieles mehr. Dass solch ein vielseitiges Programm gänzlich aus dem Einsatz von freiwilligen Studierenden entstehen kann, ist nicht selbstverständlich. Einen kleinen Überblick über das Programm der NHW 2017 bietet das eigens produzierte Promovideo.

Was sind die Pläne für die Zukunft?
Wichtig ist uns, dass die Forderungen an die Hochschulen ernst genommen werden und dass eine stetige Verbesserung angestrebt wird. Die Zürcher Hochschulen sind bereits vorbildlich in vielen Bereichen der Nachhaltigkeit und zeigen Interesse für eine weitere Verbesserung. Die ETH hat seit einigen Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht, nun gibt es Bestrebungen, dies auch an anderen Hochschulen umzusetzen. Ein grosses Ziel ist zudem die Ausdehnung an alle Campus-Standorte in Zürich, z. B. am Irchel oder dem Hönggerberg. Der Aktionsmonat für Nachhaltigkeit, koordiniert durch den VSN, verbindet vom 6. März bis 7. April 2017 Events rund um Nachhaltigkeit auf nationaler Ebene mit der Bestrebung, dass wir gemeinsam mehr erreichen können. Auch eine Zusammenarbeit mit Studierenden in Singapur ist derzeit am Entstehen.

Es steht also viel an. Den Filmemachenden von „Racing Extinction“ gelingt es zu Schluss, konkrete Massnahmen und Lösungen aufzuzeigen und sein Publikum hoffnungsvoll aus dem Kinosaal gehen zu lassen. Genauso können auch wir zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten und dem Publikum für fünf Jahre NHW.

Dieser Beitrag wurde von Dario Siegen und Marie-Claire Graf im Namen der über 80 freiwilligen Mitorganisierenden der NHW17 verfasst.

Kontakt für Rückfragen: Dario Siegen, Medienteam NHW, presse@nachhaltigkeitswoche.ch