Ein Stück Regenwald in Zürich

Montag 19. März 2018

Nur wer mit der Natur, den verschiedensten Lebensräumen und deren grossen Artenvielfalt in Kontakt tritt, kann ein Bewusstsein für ihre Erhaltung entwickeln, sensibilisiert werden und sich somit für sie einsetzen. Bildung, Aufklärung und aktives Erleben sind der Schlüssel dazu.

Bei einem Spaziergang durch die Masoala-Halle sind in leuchtenden Farben Pflanzen, Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögel zu entdecken. Lautes Vogelgezwitscher, Lemuren-Geschrei, Flughund-Rufe und verschiedenste Gerüche lassen einen in eine völlig andere Welt eintauchen – ein Stück Regenwald mitten in Zürich. Nur mit viel Glück und einem guten Auge lassen sich verschiedene Lemuren- und Vogelarten, Flughunde, Madagaskar-Taggeckos oder Chamäleons erkennen. Die Tiere können sich in der Halle frei bewegen und haben viele Möglichkeiten, sich zu verstecken und sich an für die Besucher unzugänglichen Orten aufzuhalten. Die Umgebung ist bestmöglich ihrem natürlichen Lebensraum, dem Masoala-Gebiet auf Madagaskar, angepasst.

Auf einer Fläche von rund einem Hektar wachsen über 500 Pflanzenarten und für rund 50 Wirbeltierarten, darunter auch bedrohte Tierarten, wird ein Zuhause geboten. Das kleine Ökosystem wird mit einem hochkomplexen System beheizt und gekühlt, der Energieverbrauch dadurch tief gehalten und vorwiegend mit Regenwasser bewässert. Durch verschiedene Ausstellungen und Informationsstände im Zoo Zürich werden die Besucher über die nötigen Handlungsschritte zur Erhaltung dieses Lebensraumes aufgeklärt und sensibilisiert. Durch Führungen oder spielerische Annäherungen bauen Kinder und Erwachsene eine Bindung zu Flora und Fauna auf.

Vor mir geht ein kleiner Junge und schaut ins satte Grün. «Lug mal Mami, es Kamel!», zeigt er auf einen überhängenden Ast. «Nei Schatz, das isch es Chamäleon! Wow, gsehsch die Farbe! Das chan sich immer dem Ort ahpasse, wo’s grad isch.» Ich schmunzle und betrachte das faszinierende Reptil.

Beiträge von über 4.8 Millionen Franken wurden bisher in Projekte im Masoala-Gebiet und in umliegenden Gemeinden zur Regenwalderhaltung, Aufforstung, nachhaltigen Landwirtschaft sowie in Wasserversorgung und Hygiene investiert. Zusätzlich trägt der Zoo Zürich auch vor Ort zur Schulbildung von Kindern und Aufklärung der Bevölkerung über den derzeitigen Zustand des Regenwaldes bei.

Beim Verlassen der tropischen Halle betrachte ich die in der Ausstellung aufgehängten Plakate mit Bildern zur Waldrodung und Ausbeutung des Regenwaldes. Ein Mädchen stellt sich neben mich hin, betrachtet sprachlos die Bilder und meint zu ihrer Mutter: «Mami, was chömmer mache, dass die böse Mensche ufhöred, de wunderschöni Regewald z’zerstöre?»

Text von Simona Briggen